SIZZLING ROMANCE WITH A KICK-ASS PLOT
Bonuspunkte
Bonusszene
Jessica
Drei Jahre später
»Der Übergang von der Römischen Republik zum Römischen Reich war in vielerlei Hinsicht subtil«, sagte ich zu meinen Studierenden. Ich hatte eine aufmerksame Gruppe. Alle tippten eifrig auf ihren Laptops. »Der Historiker James Burke beschreibt es als ...«
Während ich vortrug, watschelte ich über die Bühne. Ganz recht: Ich watschelte. Vor einem Monat hatte ich aufgehört, mich wegen meines prallen Bauchs gehemmt zu fühlen. Immerhin wuchs in mir ein kleines Menschlein heran! Mir war egal, ob ich wie eine Ente watschelte, bis es endlich aus mir herausschlüpfen würde.
Bis er herausschlüpfen wird, dachte ich. Nicht es. Noch hatte ich Mühe damit, mir das Baby als Jungen vorzustellen. Ich hatte ihn noch nicht mal gesehen, und schon wuchs er heran. Verwandelte sich in etwas Reales.
Bei dem Gedanken erzitterte ich vor Nervosität und Freude.
»Wer kann die drei Mitglieder des Ersten Triumvirats nennen?«, fragte ich.
Ein Dutzend Hände schoss in die Höhe. Ich zeigte auf eine Studentin mit strahlenden Augen in der ersten Reihe. »Caesar, Crassus und Pompeius.«
»Richtig«, bestätigte ich. »Das erste Triumvirat wurde 59 vor Christus gebildet, als Caesar von seiner Statthalterschaft in Spanien zurückkehrte. Caesar wurde Konsul und ... oooh.«
Abrupt verstummte ich und umklammerte die Kante meines Schreibtischs. Der Schauer, den ich zuvor gespürt hatte, vervielfachte sich und wurde zu einer Art Magenkrampf. Die Schmerzen setzten so plötzlich und heftig ein, dass sie mich um ein Haar in die Knie gezwungen hätten.
Die Studentin, die gerade auf die Frage geantwortet hatte, stand auf. »Professor Morris? Ist alles in Ordnung?«
»Sind nur falsche Wehen«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Die hatte ich schon mal vor zwei Tagen, als ...«
Abrupt verstummte ich, als ein weiterer Krampf meinen Bauch erfasste.
Einer der Faulenzer im Kurs, ein Baseballspieler namens Mike, meldete sich zu Wort. »Äh ... Sind Sie sicher, dass es Ihnen gut geht, Frau Professor?«
»Alles bestens«, presste ich heraus.
Nur fühlten sich die Krämpfe diesmal anders an.
Ich spürte etwas Feuchtes im Schritt, dann lief mir eine Flüssigkeit den Oberschenkel hinunter. Ein paar Schrecksekunden lang dachte ich tatsächlich, ich hätte mich angepinkelt.
Dann wurde mir klar, worum es sich in Wirklichkeit handelte.
»Meine Fruchtblase«, sagte ich laut zu allen und niemandem. »Ich glaub, meine Fruchtblase ist geplatzt.«
»Oh Mann!«, rief Mike. »Wusst’ ich’s doch!«
»Halt die Klappe, Mike«, sagte ein anderer Student.
Zwei Studentinnen in der ersten Reihe schritten hastig zur Tat. Eine eilte an meine Seite, die andere kündigte an: »Ich hole Professor Karlson!«
»Nein!«, sagte ich barsch. »Gibt keinen Grund, ihn zu stören. Er wird nur überreagieren ...«
Aber das Mädchen war bereits hinausgestürmt.
»Sollen wir einen Krankenwagen rufen?«, fragte jemand.
»Bin schon dabei«, sagte jemand anders.
»Alles gut«, ergriff ich das Wort. »Ich kann mir selbst eine Fahrt ins Krankenhaus organisieren.«
Aber es hörte längst niemand mehr auf mich. Anscheinend befand ich mich in einem Hörsaal voller Alpha-Persönlichkeiten.
Bevor ich um den Tisch herumwatscheln konnte, um meine Tasche zu holen, stürmte Dominics riesige Gestalt durch die Tür herein. »Oh mein Gott! Ist es so weit? Der Termin ist doch erst nächsten Dienstag ...«
»Das Datum ist geschätzt. Es ist so weit.«
Alle Farbe wich aus seinem Gesicht. »Oh Gott. Es ist so weit! Es passiert wirklich ...«
»Der Plan«, sagte ich. »Denk an den Plan.«
»Richtig, der Plan.« Er blinzelte. »Ich kann mich nicht an den Plan erinnern.«
Ich stöhnte. »Fahr mich ins Krankenhaus.«
»Aber du brauchst Sachen!«
»Ich hab eine Tasche im Kofferraum! Reiß dich zusammen, Dominic. Darauf haben wir uns vorbereitet.«
»Ja, reißen Sie sich zusammen«, sagte Mike.
»Halt die Klappe, Mike!«
Dominic schnappte sich meine Laptoptasche und begleitete mich mit einem Arm um meine Schultern zur Tür. Die Studentinnen und Studenten winkten und wünschten mir alles Gute. Irgendwie gelang es mir, ein Lächeln für sie zu erübrigen, bevor ich ging.
»Mir ist alles in den Schuh geronnen«, klagte ich, während ich mich mit schmatzenden Schritten dahinschleppte. »Mein Tennisschuh ist völlig durchnässt. Darauf hat mich niemand vorbereitet.«
»Schuhe. Richtig«, sagte Dominic. »Wir, äh, könnten unterwegs bei einem Laden anhalten. Vielleicht? Ich glaub, auf dem Weg zum Krankenhaus ist irgendwo ein Foot Locker. Welche Größe hast du? Oh Gott, ich kenne nicht mal deine Schuhgröße, ich bin so was von nicht vorbereitet ...«
Der überlebensgroße ehemalige Footballspieler, sonst so ruhig und organisiert, drehte gerade völlig am Rad. Unter anderen Umständen wäre es unheimlich lustig gewesen.
»Vergiss die Schuhe. Ich jammere nur so vor mich hin.«
»Bist du sicher? Ich könnte schnell reinlaufen. Oder vorher anrufen! Meinst du, sie nehmen Bestellungen zur Abholung an? Wie bei einer Pizza?«
Ein weiterer Krampf – eine Kontraktion, korrigierte mich mein Gehirn – kam über mich, und diesmal stieß ich einen langen Schmerzenslaut aus. Was Dominic zum Schweigen brachte.
Das Krankenhaus lag nur zehn Minuten entfernt, aber er raste, als würde ich auf dem Beifahrersitz verbluten, schlängelte sich durch den Verkehr und drückte auf die Hupe. Ich lenkte mich ab, indem ich Zack und Finn textete, um ihnen Bescheid zu geben. Keiner der beiden antwortete. Vielleicht saßen sie in einer Besprechung.
Dominic bremste mit quietschenden Reifen vor dem Krankenhaus ab, sprang hinaus und schnappte sich einen Rollstuhl in der Nähe, ohne zu überprüfen, ob er jemandem gehörte. Er half mir hinein, ließ das Auto in zweiter Reihe stehen und schob mich hinein.
Drinnen gab er rasch meinen Namen, meinen Arzt und andere Informationen bekannt. Ich musste an mich halten und umklammerte krampfhaft die Armlehnen des Rollstuhls, um nicht laut zu schreien, während die Wehen meinen Körper quälten.
Eine Krankenpflegerin eilte mir entgegen. »Wie ist der Abstand zwischen den Wehen?«
Ich sah auf die Armbanduhr. »Keine Ahnung. Fünf Minuten? Vielleicht sechs?«
»Jessica!«, riefen zwei Stimmen gleichzeitig. Zack und Finn stürmten durch die Tür in den Eingangsbereich herein.
»Ihr habt beide nicht geantwortet!«, brüllte ich. »Ich hatte schon Angst, ihr schafft es nicht rechtzeitig.«
»Wir haben nicht geantwortet, weil wir damit beschäftigt waren, hierher zu rasen«, erklärte Zack, bückte sich und umarmte mich im Rollstuhl. »Wie sieht’s aus?«
»Wir bringen Sie jetzt in den Kreißsaal«, kündigte die Pflegerin an. »Es ist alles bestens, keine Sorge. Los geht’s ...«
Sie schob mich durch das Krankenhaus zur Entbindungsstation. Statt in einen Vorbereitungsraum rollte sie mich direkt in den Kreißsaal. Allerdings wartete dort nicht mein Geburtshelfer, Doktor Cartier, sondern eine mir unbekannte Frau in blauem Kittel und mit Mundschutz.
»Wo ist Doktor Cartier?«, fragte ich ungehalten.
»Er hat bis morgen Urlaub. Ich bin Doktor DiAngelo«, stellte sie sich vor. »Der kleine Bursche hat sich für einen Frühstart entschieden, was?«
Bis dahin hatte ich mich zusammengerissen. Nun geriet ich in Panik. »Wo ist Doktor Cartier? Rufen Sie ihn an. Ich kann warten, bis er hier ist. Ich brauche Doktor Cartier ...«
»Es wird alles gut«, sagte Zack und drückte meine Hand. »Wir sind ja bei dir.«
»Wir alle«, fügte Finn hinzu.
Ihre ermutigenden Blicke beruhigten mich augenblicklich. Ich war von Liebe und Fürsorge umgeben.
Dann ging alles sehr schnell. Den Männern wurde Schutzausrüstung ausgehändigt, die sie tragen mussten. Ich wurde auf den Entbindungstisch verlagert. Meine Beine wurden in Halterungen gelegt wie bei einem gewöhnlichen Besuch beim Frauenarzt. Aber die Wehen wurden immer heftiger, und ich presste die Augen zu, bis sie vergingen.
»Zehn Zentimeter geweitet«, meldete eine Pflegerin.
Doktor DiAngelo nickte. »Es ist alles bestens, Jessica. Sie sind jetzt in der zweiten Phase der Wehen. Und Sie machen das großartig.«
»Kommt mir nicht so vor«, gab ich zurück und bemühte mich, mir die Atemübungen ins Gedächtnis zu rufen.
Plötzlich bemerkte Doktor DiAngelo, dass sich immer noch drei Männer bei mir im Raum aufhielten. »Wer von Ihnen ist der Vater? Es darf nur einer anwesend sein.«
»Gute Frage, Doc«, sagte Finn. Eine Maske bedeckte sein Gesicht, trotzdem merkte ich an den feinen Fältchen um seine Augen, dass er lächelte.
»Es ist kompliziert«, sagte Dominic versöhnlich. »Jeder von uns könnte der Vater sein.«
Doktor DiAngelo sah mich an.
»VERURTEILEN SIE MICH NICHT!«, brüllte ich, als die nächste Wehe einsetzte. »Ich ... brauche ... sie ... alle ... hier.«
Doktor DiAngelo hob abwehrend die Hände.
»Die Wehen kommen im Abstand von drei Minuten«, sagte eine Krankenpflegerin.
»Okay. Jessica, wir fangen jetzt an ...«
Meine Wehen dauerten nur dreißig Minuten. Ich fühlte mich dabei zugleich gleichzeitig mächtig und hilflos. Es war chaotisch. Widerlich. Zu den heftigen Schmerzen gesellte sich ein Bombardement von Gefühlen – Abscheu, Scham, weil uns so viele Menschen zusahen, Angst davor, was mit dem Baby und mir passieren würde, Zweifel daran, ob ich es schaffen würde ...
Und dann folgten die intensivste Euphorie und Befriedigung, die ich je empfunden hatte.
Ausgelöst vom Schrei eines Babys.
Doktor DiAngelo hielt einen brüllenden, schleimigen, violetten kleinen Menschen hoch.
Wir wussten nicht, wessen Kind es war. Wir wollten es nicht wissen – alle drei Männer waren sich einig, es gleich zu behandeln, unabhängig davon, wessen DNA es hatte. Doch sobald die Nabelschnur durchtrennt war und man das Baby gesäubert hatte, stach etwas auf Anhieb ins Auge.
Den Kopf bedeckt ein Schopf schwarzer Haare.
Dominic und Zack sahen Finn an. In seinen dunklen Augen glänzten Tränen.
»Alter, weinst du etwa?«, fragte Zack.
»Leck mich doch!«, gab Finn barsch zurück und wischte sich über die Augen. »Ich wusste nicht, dass es so schön sein würde.«
Die Krankenpflegerin hielt das Baby vorsichtig in den Armen und beugte sich dicht zu mir. »Bitte sehr, Mama.«
Begierig streckte ich die Arme aus, um mein Kind entgegenzunehmen. Meinen Sohn.
Ich hielt mir das Kostbarste auf der Welt so an die Brust, wie man es mir beigebracht hatte. Die Haut des Kleinen fühlte sich warm an meiner an. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber er schien sich zu entspannen, sobald er sich an mir befand.
An der Stelle fing ich an zu weinen.
Ich wurde von den Krankenpflegerinnen gesäubert, dann wurden wir in ein Wochenbettzimmer verlegt, aber ich bekam kaum etwas davon mit. Meine Aufmerksamkeit galt allein dem kleinen Bündel in meinen Armen. Ich glaubte nicht, dass ich den Blick je von ihm würde lösen können.
In einem Wimpernschlag hatte sich meine gesamte Welt verändert. All meine Träume, Ziele und Lebenspläne waren auf einmal wie weggeblasen. Für mich zählte nur noch dieses Kind.
Und natürlich die drei Männer um uns herum.
»Du warst spitze«, sagte Dominic zu mir und küsste mich sanft auf die Stirn.
»Warst du auch.«
»Ich habe nur dagestanden.«
»Genau. Du hast mich nicht abgelenkt oder mich irgendwie genervt.«
»Einmal musste ich ihn zurückhalten«, verriet Zack. »Als du bei der Entbindung wirklich laut geschrien hast. Da wollte er nach vorn stürmen.«
»Das war ein Instinkt«, rechtfertigte sich Dominic. »Ich fühlte mich nicht gern hilflos.«
Eine Krankenpflegerin kam herein und legte meinem Sohn ein Armband an – meinem Sohn! Mit strahlender Miene sah sie die drei Männer um mich herum an. Bei Finn blieb ihr Blick hängen.
»Kenne ich Sie?«, fragte sie. Dann musterte sie Zack. »Euch kenne ich definitiv.«
Zack wurde drei Schattierungen röter. Finn lachte ausgelassen.
»Das war’s«, sagte ich zu ihnen. »Damit steht es fest – ihr müsst euren Nebenjob aufgeben.«
»Babys sind teuer«, gab Finn zu bedenken. »Ist nichts verkehrt daran, was dazuzuverdienen ...«
Die Krankenpflegerin schnappte nach Luft, als ihr dämmerte, woher sie die beiden kannte. Sie wurde so rot wie Zack und flüchtete verlegen kichernd aus dem Zimmer.
»Einer der Vorteile von drei Vätern sind jede Menge Einnahmequellen«, erwiderte ich ruhig. »Ihr müsst beide nicht mehr strippen. Wichtiger ist, dass ihr gute Vorbilder für den kleinen Burschen seid.«
Finn warf einen Blick auf das Baby und lächelte breit. »Na, wenn du’s so ausdrückst, okay. Betrachte mich als im Ruhestand. Alles für den kleinen Finnick Junior.«
Ich bedachte ihn mit einem vielsagenden Blick.
»Na schön, nicht Finnick Junior. Wie wär’s mit Roderick?«
»Gefällt mir als möglicher zweiter Vorname, aber nicht als erster«, entgegnete ich und drückte meinem Sohn einen zarten Kuss auf den Kopf. Er schlief tief und fest, wollte noch nicht gestillt werden.
»Kurt?«, schlug Dominic vor. »Nach Kurt Warner, der war ein berühmter Football-Spieler aus Iowa ...«
»Nein.«
Zack legte den Kopf schief. »Was ist mit Michael?«
Ich schmunzelte. »So heißt ein Student in meinem Kurs. Tatsächlich hat er vorausgesagt, dass ich Wehen kriegen würde.«
»Ist doch perfekt.«
»Michael ist ’ne ziemliche Hohlbirne«, sagte ich.
»Dann ist es noch perfekter. Er kommt wahrscheinlich eh nach seinem Vater.«
Finn schleuderte Zack einen verspielt finsteren Blick zu. »Wenn du noch mal meinen Sohn beleidigst ...«
»Unseren Sohn«, erinnerte Dominic ihn. »Weißt du noch?«
Finn lachte, und die drei umarmten sich gegenseitig. Ich hingegen betrachtete weiter meinen Sohn.
»Wisst ihr, irgendwie gefällt mir Michael«, sagte ich. »Michael Morris.«
»Gefällt mir auch«, sagte Dominic leise.
»MM als Initialen. Wir können ihm zum Geburtstag M&Ms schenken!«, schlug Zack vor. »Und zack. Die nächsten achtzehn Jahre werden ein Kinderspiel.«
»Weißt du, wer diese Initialen noch hat?«, sagte Finn. »Michael Myers.«
»Austin Powers?«, fragte Zack.
Dominic lachte volltönend. »Er meint den Mörder aus den Halloween-Filmen.«
»Die waren vor unserer Zeit«, erwiderte Finn. »Weit vor unserer Zeit.«
Zack grinste Dominic an.
»Ich bin nur zehn Jahre älter als ihr«, merkte Dominic defensiv an.
»Ein ganzes Jahrzehnt. Du stehst praktisch vor dem Ruhestand.«
»Wir können unsere Jobs als Stripper aufgeben. Dommy krieg ja schon bald seine Rente.«
Dominic sah die beiden mürrisch an, während sie ihn weiter aufzogen. Ich grinste zu ihnen hoch. Ich konnte kaum glauben, wie viel Glück ich hatte, dass mir gleich drei Männer helfen würden, das Baby großzuziehen. Ganz zu schweigen von den Kindern, die wir noch bekommen würden. Michael würde auf jeden Fall Geschwister brauchen.
»Genug gezankt«, mischte ich mich ein. »Wer will Michael zuerst halten?«
Ich lächelte, während sie sich mit dem Baby abwechselten.
Ihrem Baby.