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Nachbarn mit gewissen Vorzügen

Jazz
Viele Jahre später

»Geht es um ihre Noten?«, fragte ich. »Ich dachte, ihre Ergebnisse wären toll …«
Die großmütterliche Lehrerin auf der anderen Seite des Tisches lächelte geduldig. »Die Zwillinge haben vorbildliche Noten. Ariana ist hervorragend in Mathematik und Cynthia ist jetzt schon die begabteste Schriftstellerin, die ich in meinen dreißig Jahren als Lehrerin gesehen habe. Sie sind in ihrem ersten Jahr an der High School sehr erfolgreich.« Ihr Lächeln flackerte auf. »Das Problem, wegen dem Sie hier sind, betrifft ihr ... soziales Verhalten.«
Neben mir spannte sich Bash an. »Verstehen sie sich nicht mit den anderen Schülern?«
Auf der anderen Seite von mir nickte Aiden nachdenklich.
»Sie kommen gut miteinander aus«, erwiderte die Lehrerin. »Genau genommen, ist das die Wurzel des Problems. Sie verstehen sich zu gut. Sie unterhalten sich ständig im Unterricht und lenken die anderen Schüler ab.«
Eine Last wurde mir vom Herzen genommen. »Ach so.«
»Sie sind sehr gut darin, Freundschaften zu schließen«, erklärte Aiden mit Bedacht. »Manchmal lassen sie sich zu sehr mitreißen.«
»Mitreißen ist eine Möglichkeit, es auszudrücken.« Die Lehrerin faltete ihre Hände auf dem Pult. »Ich habe sie mehrmals verwarnt, aber leider hat sich das Verhalten fortgesetzt. Deshalb habe ich Sie heute Abend hierher gebeten. Wenn sich die Dinge nicht ändern, müssen wir vielleicht zu drastischeren Maßnahmen greifen, zum Beispiel, sie von ihren außerschulischen Aktivitäten ausschließen.«
Sie vom Rugby ausschließen? Das würde niemals funktionieren.
Aiden öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber ich drückte seinen Oberschenkel, um ihn davon abzuhalten. Zum Glück war Dante nicht hier, sonst wäre die Sache vielleicht eskaliert. »Ich danke Ihnen, dass Sie uns darauf aufmerksam gemacht haben«, sagte ich mit angemessener Ernsthaftigkeit. »Wir werden uns noch heute Abend mit ihnen zusammensetzen und dafür sorgen, dass so etwas nicht wieder vorkommt.«
»Sorgen Sie bitte dafür.«
Aiden wartete, bis wir auf halbem Weg in den Flur waren, bevor er über die Schulter schaute und dann einen verärgerten Seufzer ausstieß. »Sie vom Rugby ausschließen? Das ist ihr einziges soziales Ventil. Das würde sie nur dazu bringen, im Unterricht noch mehr zu quatschen.«
»Ich stimme dir zu«, sagte ich.
»Gut, dass Dante nicht dabei war«, fuhr Aiden fort. »Er hätte sonst den Tisch umgeworfen.«
»Das sehe ich auch so«, stimmte ich zu und schaute zu Bash hinüber. »Du bist furchtbar still gewesen.«
»Bist du … lächelst du gerade?«, fragte Aiden.
Bash strahlte tatsächlich von einem Ohr zum anderen. »Ich finde, das ist doch ganz gut gelaufen.«
»In welcher Welt ist das gut gelaufen?«, fragte ich.
»Die Zwillinge sind sehr gut in ihren Fächern. Und sie sind beliebt.« Er begann zu singen. »Popular. You’re going to be pop-YOU-HOO-lar.«
»Hör auf«, kicherte ich. »Du verschaffst mir noch einen Ohrwurm, und dann muss ich mir heute Abend Wicked noch einmal ansehen.«
»Die neue Version?«, fragte Aiden. »Oder das Original mit Ariana Grande?«
»Ähm, weder noch. Die echte Originalversion mit Kristin Chenoweth, du unkultivierter Arsch.«
»Ariana Grande ist besser«, sagte Bash. »Niemand kann die Haare so werfen wie sie.«
Ich drehte mich zu ihm um und hielt ihm einen Finger vor die Nase. »Darüber reden wir später.«
»Wir machen uns also keine Sorgen mehr um die Zwillinge?«, beharrte Aiden.
»Wir sind mittelmäßig besorgt. Wir werden das heute Abend mit ihnen besprechen. Die Drohung, das Rugby zu verlieren, sollte ihnen zusetzen.«
»Dante wird trotzdem ausrasten«, murmelte Bash.
Er hatte Recht. Ich würde zunächst Dante beschwichtigen müssen, bevor ich mit den Mädchen sprach. Er war sehr beschützend ihnen gegenüber.
Deshalb liebte ich ihn so sehr, über alle Maßen.
Na ja, das war einer von vielen Gründen.
Wir verließen die High School und liefen über den Parkplatz zum Sportplatz. Die Tribüne war zur Hälfte gefüllt, ein ziemlich gutes Publikum für Mädchen-Rugby. Dante hatte die letzten drei Jahre damit verbracht, sich beim Schulbezirk dafür einzusetzen, dass dieser Sport rechtzeitig zum Eintritt der Zwillinge zur Highschool aufgenommen wurde.
Und dann, aufgrund seiner Unzufriedenheit mit dem vorherigen Trainer, hatte Dante das Team übernommen.
»LOS, ARIANA«, dröhnte sie mit einer Stimme, die wie geschaffen war, um Befehle zu erteilen. » NACH DRAUSSEN. LOS, LOS, LOS!«
»Sieht aus, als wäre er schon bei einer Zehn«, sagte Aiden. »Hoffentlich gewinnen sie, sonst müssen wir das Gespräch über die Zwillinge vielleicht verschieben.«
»Haben wir erwogen, ihm nichts über ihr akademisches Leben zu erzählen?«, schlug Bash vor. »Was nützt es, drei Väter zu haben, wenn wir nicht alle Aspekte ihres Lebens aufteilen können?«
»Ich weiß, dass du scherzt, aber nein«, sagte ich eisern.
Es war nie ein Problem gewesen, die Mädchen mit vier Elternteilen aufzuziehen. Im Großen und Ganzen hatte es alles viel einfacher gemacht. Das Wechseln der Windeln war doppelt so leicht, wenn man doppelt so viele Leute dafür hatte.
Aber manchmal stritten wir uns darüber, wie wir sie erziehen sollten. Nichts Großes natürlich, nur kleine Meinungsverschiedenheiten. Als Cynthia zum Beispiel vor zwei Jahren von einem Mitschüler gemobbt wurde, wollte ich mich mit den Eltern des Mobbers zusammensetzen und einen Weg finden, ihre Rivalität friedlich zu beenden. Bash war der Meinung, dass wir uns nicht einmischen sollten und dass es nur zu noch mehr Mobbing führen würde, wenn Cynthias Eltern zu Hilfe kämen. Aiden wollte die Schule einschalten.
Dante wollte einen Molotowcocktail durch das Fenster des Tyrannen werfen.
Doch selbst wenn wir uns über bestimmte Erziehungsmethoden nicht einig waren, teilten wir eine wichtige Sache: unsere unerschütterliche Liebe zu unseren beiden Töchtern. Mit diesem Grundwert wurde alles andere einfach.
»Jazz, Sebastian, Aiden!«, rief einer der anderen Eltern und winkte. »Hier oben!«
Alle lächelten und grüßten uns, als wir die Tribüne hinaufgingen. Obwohl dies Arianas und Cynthias erstes Jahr an der High School war, kannten wir die meisten Eltern schon aus der Mittelstufe. Nach Jahren der Fußballturniere und Schulveranstaltungen betrachtete ich viele von ihnen als Freunde. Und sie unterstützten unsere seltsame kleine Poly-Familie auf wunderbare Weise.
»Wie läufts mit dem Spiel?«, fragte ich, als wir uns setzten.
Erica, eine der anderen Mütter, schüttelte den Kopf. »Das Spiel hat gerade erst begonnen, aber die andere Mannschaft schubst uns herum.«
»Hey, Jazz«, sagte eine andere Mutter und zerrte an meinem Shirt. »Ist Arianas Kniesehne wieder in Ordnung?«
»Gerade so!« antwortete ich. »Sie trägt Sporttape, aber sie ist fast bei hundert Prozent.«
»Sie sieht auch so aus!«, sagte ein anderer Vater.
Bash beugte sich zu mir und flüsterte. »Weißt du noch, als du dir Sorgen gemacht hast, dass die Leute uns bei diesen Veranstaltungen nicht akzeptieren würden?«
»Daran kann ich mich nicht erinnern.«
Aiden nickte zustimmend. »Du hattest Angst vor Elternabenden, Elternbeiräten und Softballspielen. Du dachtest, man würde sich über uns lustig machen.«
»Das Einzige, worüber ich mir im Moment Sorgen mache«, erklärte ich, »ist, dass ihre Väter sie dazu überredet haben, einen Kontaktsport zu spielen. Ich wäre viel glücklicher, wenn sie Softball spielen würden.«
»Dante ist derjenige, der sie davon überzeugt hat«, sagte Bash.
»Aber ihr habt es erlaubt!« Ich zuckte zusammen, als Cynthia ihre Schulter senkte und einen anderen Spieler angriff.
»Er ist ihr Trainer«, sagte Aiden vorsichtig. »Er sorgt schon dafür, dass ihnen nichts passiert.«
»Das heißt aber nicht, dass es mir gefallen muss.«
Plötzlich schoss der Ball aus den Händen der anderen Spielerin. Cynthia hob ihn auf und gab ihn hinter sich an Ariana weiter. Die Menge stand auf und brüllte, als Ariana über das Feld sprintete, den anderen Spielerinnen auswich und dann über die Mallinie glitt und fünf Punkte erzielte. Auf der Tribüne klopften uns die anderen Eltern auf die Schulter und riefen den Namen unserer Tochter.
»Gib es zu«, sagte Bash mit einem breiten Grinsen. »Es gefällt dir ein bisschen.«
»Okay«, erwiderte ich. »Es gefällt mir, solange es ihnen gut geht und sie sich nicht verletzen.«
Unten auf dem Spielfeld drehte sich Dante um und schaute zu den Tribünen hoch. Sein Blick traf sofort auf mich und wir lächelten uns an.
Ja, ich mochte unsere glückliche kleine Familie. Wir waren perfekt.
Ich konnte nicht glauben, dass ich jemals Angst davor gehabt hatte.

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Second Chance
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It was supposed to be a one-night stand with my ex.
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