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Von den Feuerwehrmännern geteilt

Alyssa
Ein Jahr später

»Gut!«, rief Mateo über das Rauschen des Meers. »Genau so! Du hast es drauf!«
Ich hielt wackelig das Gleichgewicht auf dem Surfbrett, während ich eine Welle ritt. Zwei Sekunden. Drei. Ich hatte es wirklich drauf!
Dann platschte ich ins Wasser. Die kalte Stille unter der Oberfläche fühlte sich seltsam beruhigend an, wie die Pause zwischen zwei Songs einer Wiedergabeliste.
Als ich auftauchte, war Mateo zur Stelle. Das Gesicht mit dem bronzefarbenen Teint grinste breit, während er im Wasser trieb. »Alyssa! Du bist jetzt Surferin!«
»Das waren nur ein paar Sekunden«, sagte ich. Dennoch verspürte ich tief in mir immensen Stolz auf meine Leistung. Wir waren das vierte Mal beim Surfen, und so lange hatte ich mich noch nie auf dem Brett gehalten. Ein Fortschritt, der mir Hoffnung verlieh.
»Mein Onkel hat oft etwas zu mir gesagt«, verriet mir Mateo. »Schlecht in etwas zu sein, ist der erste Schritt dahin, gut darin zu werden.«
»Ein weiser Mann«, erwiderte ich grinsend.
Wir versuchten es noch ein paar Mal, bevor wir zum Strand schwammen. Mateo trug das Surfbrett, als wir dorthin gingen, wo wir unsere Badetücher gelassen hatten. Hohes Strandgras umgab die Stelle. Müde und zufrieden sank ich auf mein Tuch.
»Du wirst immer besser«, lobte Mateo, als er sich neben mir ausstreckte. »Noch ein, zwei Wochen, dann hast du das Selbstvertrauen eines Champions.«
»Wir werden sehen«, gab ich schmunzelnd zurück. »Fühlt sich gut an, was Neues ausprobieren.«
Die Sonne war hinter uns immer noch nicht über die Bäume aufgestiegen, deshalb fühlte es sich ziemlich kühl an. Ich schnappte mir das Reservebadetuch, wickelte mich darin ein und schmiegte mich an Mateo.
»Freust du dich auf heute?«, fragte er mich.
»Und wie! Ich hab Brandi seit zwei Monaten nicht mehr gesehen.«
»Tut mir leid, dass wir Dienst haben«, sagte Mateo. »Wir sollten morgen zum Abendessen ausgehen. Um zu feiern.«
»Die Idee gefällt mir.« Ich küsste ihn auf die Wange und schmiegte mich näher an ihn. Sein Körper fühlte sich warm und einladend an. Ich wollte nicht aufstehen und gehen, obwohl ich wusste, dass er in wenigen Minuten darauf drängen würde.
Es sei denn, ich lenke ihn davon ab.
Unauffällig schob ich ein Bein über seines, bis ich spürte, wie mein Knie gegen seinen Schritt drückte. Dazu seufzte ich leise so, wie es Mateo erfahrungsgemäß aufgeilte. Seine Erregung setzte fast sofort ein. Erst zuckte es unter seiner Badehose, dann zeichnete sich seine anschwellende Erektion unter dem Stoff ab.
Er seufzte ebenfalls, tiefer als ich. Grünes Licht.
»Danke, dass du dir die Zeit nimmst, es mir beizubringen«, hauchte ich und küsste zärtlich seinen Hals. Er schmeckte nach dem Meer. »Wie kann ich’s dir vergelten?«
»Musst du nicht.«
»Müssen vielleicht nicht«, säuselte ich, »aber es könnte vergnüglich werden.«
Lustvoll lächelte er. »Du hast recht.«
Ich rollte mich über ihn, bis ich rittlings auf ihm kauerte. Das Badetuch war dabei über mir geblieben und verbarg uns. Während ich das Becken an seinem Schritt rieb, küsste ich ihn gemächlich. Als hätten wir alle Zeit der Welt.
»Wollen wir das nach drinnen verlagern?«, fragte er. Den Vorschlag fand ich verlockend, und sein Apartment lag nur wenige Blocks vom Strand entfernt.
»Ich will nirgendwohin«, antwortete ich, fasste nach unten und machte mir an seiner Badehose zu schaffen. »Und ich will nicht warten.«
Sobald ich sein bestes Stück freigelegt hatte, zog ich den Badeanzug zur Seite und senkte mich auf ihn. Allein durch die Gedanken an ihn war ich so feucht geworden, dass er mühelos in mich glitt.
Wir seufzten beide. Ein Atemzug wie eine Faust, die sich entspannte.
Langsam wiegte ich mich auf ihm und genoss, wie er mich ausfüllte. Mateo hob die Hand und strich mir eine Strähne hinters Ohr, bevor er mein Gesicht zu einem leidenschaftlicheren Kuss als zuvor nach unten zog. Bald beschleunigte ich die Bewegungen auf ihm, davon angespornt, wie er mir die Hüften entgegenstieß.
Wir trieben es nicht zum ersten Mal in der Öffentlichkeit und bestimmt auch nicht zum letzten Mal. Irgendetwas daran fand ich unheimlich berauschend. Obwohl uns das hohe Gras verschleierte, konnte jeden Moment jemand vorbeikommen. Da uns das Badetuch verdeckte, würde ein Passant vielleicht annehmen, dass wir nur rumknutschten. Trotzdem fühlte es sich herrlich verboten und riskant an.
Das Gefühl von Gefahr schürte zusätzlich das durch die Reibung von Mateos Männlichkeit entfachte Feuer zwischen meinen Beinen. Nach einigen weiteren Stößen schnappte ich tiefer als zuvor nach Luft, als ein schneller Orgasmus über mich kam. Mateo bohrte die Finger in meine Hüften und machte noch einige Sekunden lang weiter. Dann stöhnte auch er laut auf, ein ekstatisches Geräusch, das der vom Golf herüberwehende Morgenwind davontrug.
Danach lächelten wir vor uns hin und hielten Händchen, während wir zu ihm nach Hause gingen, wo wir zusammen duschten. Einen Nachteil hatte Sex am Strand – das Salzwasser verursachte ein unangenehmes Scheuern. Aber es war nicht allzu schlimm und das Vergnügen allemal wert.
Obwohl wir alle seit mittlerweile einem Jahr zusammen waren, hatte unser Sexleben kein bisschen nachgelassen. Vielleicht lag es daran, dass bei drei Männern und verschiedenen Kombinationen von Gruppensex kaum Langeweile aufkommen konnte. Oder vielleicht hatte ich drei Männer gefunden, mit denen die Chemie dermaßen stimmte, dass sie jahrelang anhalten würde.
Oder sogar ein Leben lang, dachte ich, als ich Mateo zum Abschied küsste.
Die Fahrt zurück dauerte nur zehn Minuten. Ich betrachtete es immer noch als Jacks Zuhause, obwohl ich vor sechs Monaten aus dem Gästehaus zu ihm ins Hauptgebäude gezogen war. Dem mich empfangenden Geruch nach briet er in der Küche gerade Eier und Speck.
»Wie war’s?«, erkundigte er sich. Er trug nur Boxershorts, sonst nichts. Der Anblick weckte in mir Lust auf eine weitere Runde, diesmal in einem Bett statt am Strand.
Ich umarmte ihn von hinten. »Heute hab ich mich mehrere Sekunden lang auf dem Brett gehalten!«
»Spitze!«, befand Jack. »Ich hab dir ja gesagt, dass es nur ein bisschen Zeit braucht. Mateo sagt immer, schlecht in etwas zu sein ...«
»Ist der erste Schritt dazu, gut darin zu werden«, beendete ich den Satz für ihn. »Hast du Eier für mich?«
»Nur, wenn du welche für uns hast«, erwiderte er. Ich spürte, wie seine Brust vibrierte, als er über den eigenen Scherz lachte.
»Wir haben noch nicht mal angefangen, es zu versuchen, und schon reißt du Dad-Jokes.«
»Muss mich ja rechtzeitig vorbereiten.« Er hievte ein Spiegelei aus der Pfanne auf einen Teller. »Bitte sehr. Toast ist drüben auf der Arbeitsplatte.«
Ich küsste ihn auf den Rücken. »Ich liebe dich!«
»Das scheinst du vor allem dann zu sagen, wenn ich dich füttere.«
»Weil ich dich dann am meisten liebe!«, antwortete ich und setzte mich zum Essen hin. Damit scherzten wir nur. Schon seit ungefähr einem Monat nach unserem Wiedersehen im vergangenen Jahr hatten Jack und ich begonnen, uns unsere Liebe mitzuteilen, und wir wussten beide, dass wir es jedes einzelne Mal ernst meinten. Dasselbe galt für Mateo und Liam, auch wenn es zwischen uns länger gedauert hatte, die Worte in den Mund zu nehmen.
Nach dem Frühstück brach Jack auf, um vor seinem Schichtbeginn noch einige Besorgungen zu erledigen. Ich machte mich mit Smoke zu einem langen Spaziergang am Strand auf, bevor es zu heiß dafür würde. Danach fuhr ich zum Laden. Kaum zu glauben, dass es sich bei dem Gebäude in der Einkaufszeile um dasselbe handelte, in dem meine Mutter gearbeitet hatte. Mittlerweile wirkte alles daran offen und luftig, und es wies ein einladendes Schild auf.


Ford Photography


»Hi, Ms. Ford!«, rief Jeremy, einer meiner vier Mitarbeiter. »Ich wollte Sie gerade anrufen und Sie nach Ihrer Meinung zu den Abzügen von der Benning-Hochzeit fragen.«
Er reichte mir ein Tablet mit Fotos. Rasch scrollte ich sie durch. »Die sind perfekt. Außer Foto sechs. Tausch es gegen ein Ähnliches aus der Serie – gegen das, auf dem die Braut zum Bräutigam aufschaut.«
»Geht klar!«
Mein Betrieb hatte rasanter abgehoben, als ich je erwartet hätte. Neben Jeremy, der im Büro arbeitete und den Großteil der digitalen Bildbearbeitung und Ausbesserungen erledigte, hatte ich drei andere Fotografen, die ich zu Aufträgen schicken konnte. Mein Laden überlebte nicht nur, er florierte.
Wie sich herausstellte, hatte ich nur Menschen im Leben gebraucht, die an mich glaubten.
Den Vormittag verbrachte ich mit etlichen kleinen Verwaltungsaufgaben. Eine halbe Stunde vor Mittag öffnete sich die Eingangstür, und ein vertrautes Gesicht trat ein.
»Brandi!«, rief ich aufgeregt, rannte los und warf die Arme um meine Schwester. »Ich dachte, wir treffen uns zum Mittagessen im Restaurant!«
»Wollte lieber überraschend bei dir im Laden vorbeischauen und sehen, wie es läuft!« Sie schwenkte ein mit Folie abgedecktes Backblech. »Ich hab Brownies für die Jungs gebacken.«
»Oh«, machte Jeremy. »Das ist echt lieb, aber ich vertrage keine Milchprodukte. Oder Gluten.«
»Zum Glück arbeiten die Jungen, die sie meint, gerade unten auf der Feuerwache«, stellte ich klar.
»Ah.« Jeremy wirkte leicht enttäuscht.
Brandi fasste unter die Folie und holte einen in Backpapier eingewickelten Keks hervor. »Den hab ich unterwegs gekauft. In einer veganen Bäckerei. Keine Milchprodukte, keine Eier, ausschließlich Mandelmehl!«
Jeremys Augen leuchteten auf. »Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie die netteste Ford-Schwester sind?«
»Andauernd!«, erwiderte Brandi.
Ich richtete drohend einen Finger auf Jeremy. »Hoffentlich willst du mit der Aussage bloß nett sein.«
»Oh ... äh ... natürlich.« Dann hielt er die Hand schützend vor den Mund und tat so, als flüsterte er Brandi zu. »Will ich nicht. Sie sind wirklich die Beste.«
»Komm«, wandte ich mich an meine Schwester. »Bringen wir das Blech zur Wache, danach essen wir zu Mittag. Ich bin am Verhungern.«
»Das Surfen heute Morgen hat wohl deinen Appetit angeregt, was?«, fragte Brandi.
»Das ... und anderes.«
Auf dem Weg zum Auto kicherten wir beide.
Auf der Feuerwache herrschte reges Treiben, weil wir um die Zeit eines Schichtwechsels eintrafen. Alle hatten sich im Aufenthaltsraum versammelt, redeten und alberten herum. Als man Brandi bemerkte, wurden die Stimmen lauter.
»Da ist ja unsere Lieblingsbrandstifterin!«
»Schnell, überprüft sie auf Streichhölzer!«
»Letzte Woche hat’s in Jacksonville ’nen Großbrand gegeben. Du warst um die Zeit nicht zufällig dort?«
»Hört auf, über sie herzuziehen. Sie sorgt doch bloß dafür, dass uns die Arbeit nicht ausgeht!«
Dank Jack schwang in den Scherzen keine Gehässigkeit mit. Wie ich wusste, hatte er dafür gesorgt, dass Brandi durch den Kakao gezogen wurde – aber auf verspielte Weise.
»Beim ersten Mal drücken wir ein Auge zu«, sagte Liam und umarmte meine Schwester. »Danach fangen wir an, sauer zu werden.«
»Ich kann dir versichern, dass mir das erste Mal eine Lehre war«, erwiderte Brandi lachend. »Sechs Monate Knast haben dafür gesorgt, dass es das letzte Mal bleiben wird.«
»Das sagst du jetzt«, stichelte Mateo. »Aber sobald jemand ’ne Kerze anzündet, wirst du spüren, wie dein Blut in Wallung gerät.«
Sie streckte ihm die Zunge heraus, bevor auch sie sich umarmten.
»Ich hab Brownies gebacken«, verkündete Brandi. »Als weitere Entschuldigung dafür, was letztes Jahr passiert ist.«
»Man hat dich an einen Herd rangelassen?«, rief Ellen.
»Muss ein Elektrischer gewesen sein, nicht Gas«, kam von jemand anderem.
Ungeachtet all der Scherze fielen die versammelte Feuerwehrleute über das Blech mit Brownies her, sobald Brandi es auf dem Tisch abgestellt hatte.
»Was habt ihr beide noch vor?«, erkundigte sich Liam. »Abgesehen davon ...«
»Abgesehen davon, Häuser niederzubrennen?«, sagte ich.
Liam schaute mürrisch drein. »Macht keinen Spaß, wenn du mir die Pointe wegschnappst.«
»Wir fahren zum Mittagessen zu Diane’s«, sagte Brandi. »Dann tratschen wir den restlichen Tag. Abends beschwipsen wir uns mit Wein, und sie wird mit allen pikanten Einzelheiten über ihre Beziehung zu euch drei rausrücken. Mit denen, die sie mir am Telefon nicht erzählen will.«
Mateos zog besorgt die Augenbrauen zusammen. »Du erzählst ihr Einzelheiten?«
»Klar«, erwiderte Brandi. »Wir haben keine Geheimnisse voreinander.«
»Das ist was anderes. Als würdet ihr Notizen vergleichen«, argumentierte Mateo.
»Ich werde ihr schon nicht zu viel erzählen, versprochen«, beteuerte ich und entlockte Brandi damit einen missbilligenden Laut.
»Na schön. Dann muss ich die Lücken eben mit meiner Fantasie schließen«, sagte sie. »Und glaubt mir, die ist ausgesprochen lebhaft.«
Plötzlich ging in der Wache ein Alarm los. An den Wänden blinkten weiße Lichter. Eine weibliche automatisierte Stimme kündigte einen Hausbrand an und nannte dazu eine Adresse.
»Wir müssen los«, sagte Jack, den Mund noch voll mit einem Brownie.
»Pass auf dich auf!«, erwiderte ich. »Fall nicht wieder durch einen Boden!«
»Fiele mir im Traum nicht ein!«
»Und wenn doch, schleifen wir ihn raus«, sagte Liam.
»Schon wieder!«, fügte Mateo hinzu.
»Ich verspreche, dass mir nichts passiert«, beteuerte Jack. Dann senkte er die Stimme. »Vor allem, weil wir morgen Abend anfangen wollen, es zu versuchen.«
Mateo horchte auf. »Es ist endlich so weit?«
»Scheiße ja!«, rief Liam. »Wurde auch Zeit!«
Alle verabschiedeten sich mit einem flüchtigen Kuss von mir, bevor sie sich davoneilten. Ellen joggte mit einem Brownie in der Hand auf dem Weg nach draußen an mir vorbei.
»Keine Sorge, ich passe schon auf, dass sie keine Dummheiten anstellen«, sagte sie zu mir.
Ich tätschelte ihr im Vorbeilaufen den Arm. Ellen und ich unterhielten eine Übereinkunft über meine drei Männer. Ich seufzte erleichtert, als die Löschfahrzeuge mit heulenden Sirenen aus der Garage brausten. Gleich darauf waren alle verschwunden, und im Aufenthaltsraum der Feuerwache herrschte geradezu gespenstische Stille.
Brandi knuffte mich leicht in den Arm. »Ihr wollt es versuchen? Davon hast du mir gar nichts erzählt!«
»Wollte ich heute Abend! Nach zu viel Wein.«
»Wessen Baby wird es?«, fragte sie. »Ich meine, bei drei Kerlen ...«
»Das gehört mit zum Vergnügen«, erwiderte ich. »Wir überlassen es dem Zufall und warten ab, was passiert.«
»Also das heißt ... alle drei ... mit dir ...«
Langsam nickte ich.
Brandi nahm mich am Arm und kicherte vor sich hin, während wir hinaus zum Auto gingen. »Weißt du, manchmal wünschte ich, Mama wäre noch da und könnte sehen, was für ein Leben du dir aufgebaut hast.«
»Sie würde mich ein Flittchen nennen«, meinte ich schmunzelnd.
»Und recht hätte sie!«, sagte Brandi.
»He!«
»Sieh der Tatsache ins Auge, Alyssa – du bist ein Flittchen. Nur eben auf die bestmögliche Weise. Ich liebe Kyle mit jeder Faser meines Herzens, trotzdem bin ich manchmal neidisch auf deine Umstände!«
»Allein dafür zahlst du das Mittagessen«, erklärte ich.
»Ich darf dich Flittchen nennen, und es kostet mich nur das Mittagessen?«, fragte sie. »Ist ja voll das Schnäppchen.«
Wir lachten ausgelassen, als wir ins Auto stiegen, losfuhren und jeden weiteren Gedanken an unsere Mutter hinter uns zurückließen.

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